LCA IN FOOD
Das Thema Nachhaltigkeit wird von Verbrauchern, der Wirtschaft und der Regierung immer stärker betrachtet. Zum einen werden Ressourcen knapper, teurer und sind schwieriger zu beschaffen, zum anderen steigt das Bewusstsein der Verbraucher beim Erwerb der Produkte. Dazu wird Nachhaltigkeit mit unzähligen Umweltzeichen auf Verpackungen kommuniziert. Die Europäische Union will die Verbreitung dieser Zeichen begrenzen und arbeitet an der Einführung eines einheitlichen Systems; dem Life Cycle Assessment (LCA). LCA ermöglicht Ökobilanzen von Unternehmen aufzustellen und visualisiert die Umweltauswirkungen eines Produktes über den gesamten Lebenszyklus; von der Ernte der Rohstoffe, über die Produktion und den Verbrauch, bis hin zur Abfallbehandlung. Ziel des Systems ist es den Verbrauch von Energie und Rohstoffen zu reduzieren und dadurch die resultierenden Produktionskosten und Umweltbelastungen zu senken. Innerhalb der nächsten Jahre soll das LCA-Gütesiegel für produzierende Unternehmen verbindlich gemacht werden.
Im Rahmen von FOOD2020 wurde das Innovationsprojekt “LCA in Food” durchgeführt. Dabei wurden klein- und mittelständischen Unternehmen der deutsch-niederländischen Grenzregion die Möglichkeit geboten eine Ökobilanz ihres Produktes oder Produktionsprozesse mit einem Budget von 9.000 Euro zu erstellen. Unterstützung boten Ecomatters (LCA-Analyse) und Fovation Food & Innovation (Koordination). Durch die Teilnahme erhielten die Unternehmen einen Einblick in die Auswirkungen ihres Produktes auf die Umwelt.
Insgesamt nutzten 10 KMU die Möglichkeit einer Ökobilanz. Die untersuchten Produkte reichten von Bier, Leinsamen, Kürbissuppe bis hin zu Algen. Die Datenaufnahme erfolgt in Zusammenarbeit mit Ecomatters BV entlang der Wertschöpfungskette nach dem Prinzip “from farm to fork”. Verschiedene Schritte wurden analysiert und überprüft, inwieweit der Nachhaltigkeitsaspekt erreicht werden kann.
Am 26. Oktober 2017 konnten die Teilnehmer ihre Endergebnisse in der Bierbrauerei Maallust, ebenfalls Teilnehmer des LCA-Projektes, vor dem FOOD2020-Projektkonsortium präsentieren. Die einzelnen LCA-Analysen zeigten überraschende Ergebnisse.
Die Dr. Johanna Budwig GmbH & Co. KG, spezialisiert auf die Produktion und den Vertrieb von Leinöl und weiteren Leinsamenprodukten, hat eine LCA-Analyse von Leinöl durchgeführt. Sie gingen dabei der Frage nach, ob eine regionale Leinöl-Produktion nachhaltiger ist, als eine Herstellung in Übersee. Es wurde dabei festgestellt, dass es sich als effizienter erweist, Leinsamen in Nordamerika anzubauen und von dort zu importieren, als vor Ort in Deutschland zu kultivieren. Entscheidend war hier insbesondere die Boden- und Wasserversorgung für den Leinsamenanbau.
Die Bierbrauerei Maallust stellte eine weitere LCA-Analyse vor. Ziel des Unternehmens war es den Milieu-Effekt bei der Produktion von einem Liter Maallust-Bier zu entdecken. Das Ergebnis zeigt, dass die Produktion von Rohstoffen, insbesondere Glas und Gerste, die größten Auswirkungen auf die Umwelt hat. Überraschenderweise beeinflusste der Transport die Ökobilanz nur gering.
Zur Herstellung von einem Liter Glühbier wird eine große Energiemenge benötigt, was zu 600g CO2-Emissionen führt. Die gleiche Menge verursacht die Produktion von 100g Kaffeebohnen. Die Energiemenge führt zu einem hohen Ergebnis in der LCA-Analyse. In der Realität ist dieser Wert durch das Heizen mit Wasserkraft und Erdgas viel geringer.
Nach den interessanten Präsentationen bestand für das Projektkonsortium die Möglichkeit an einer Tour und anschließender Verkostung in der Brauerei Maallust teilzunehmen.